Lagerung im frostfreien Erdkeller

 


Für alle, die wirklich viel Obst und Gemüse lagern möchten, deren Hauskeller aber beheizt ist, stellen wir den Erdkeller vor. Hier herrschen die besten Lagerbedingungen.

Jetzt im Herbst stellt sich die Frage, wo man die Schätze aus dem Garten, die nicht eingefroren oder verkocht werden, gut lagern kann. All die sonnengereiften Früchte, das Blattund Wurzelwerk strotzen nur so vor Vitaminen und den so gesunden sekundären Pflanzenstoffen. Es wäre schade, wenn sie vor der Zeit eintrocknen, verfaulen oder auswachsen. Mit mehr oder weniger Aufwand können ideale Lagerbedingungen für die Früchte des Sommers geschaffen werden. Kühler als der Keller und doch frostfrei ist oftmals die Garage. Wenn es nicht nach Treibstoff riecht, kan man dort ein paar Kisten Äpfel und einen Kübel mit in Sand eingeschlagenem Wurzelwerk gut lagern. Auch viele Gartenhäuser lassen sich im Winter als Obstlager adaptieren. Dann könnte man das Wurzelgemüse noch in einem Fass, einer Kiste oder in einer alten Waschmaschinentrommel aus rostfreiem Edelstahl an der Nordseite des Hauses eingraben. Dieser Mini-Erdkeller nutzt die gleichmäßigen Bedingungen, die jahraus, jahrein unter der Erde herrschen.

Erdkeller im Garten

Vorratshaltung ist sinnvoll, und wenn man im Herbst Erdäpfel vom Bauern und Wurzelgemüse aus dem Garten einlagert, wirtschaftet man nicht nur saisonal und regional, es spart auch Geld. Ein Erdkeller ist umweltfreundlich: Ohne zusätzliche Energie hält er das Lager kühl, aber frostfrei. Er bietet auch Platz zum Überwintern von Kübelpflanzen, die dunkel stehen können. Wer handwerklich geschickt ist oder einfach gute Ideen hat, kann den Garten mit einem Erdkeller optisch ansprechend gestalten. Der Hügel darüber bietet eine zusätzliche Anbaufläche oder Spielmöglichkeiten für die Kinder.

Der beste Platz

Sobald feststeht, dass man einen richtigen Kellerraum braucht, begibt man sich auf die konkrete Suche: Welche Möglichkeiten bietet das Gelände oder wie  lassen sich bestehende Gebäude nutzen? Grundsätzlich sollte der Standort möglichst sonnenabgewandt und schattig sein. Oft bietet sich die Nordseite des Hauses an. Kann der Keller in den Hang hineingebaut werden, wird einfach das Dach mit Erde bedeckt und nur die Vorderseite mit der Tür bleibt sichtbar. Durch diese kann man ebenerdig die Vorräte mit der Scheibtruhe hineinbringen. Vielleicht lässt sich auch der Platz unter einer Terrasse nutzen? In diesem Fall müsste die Kellerdecke gut isoliert werden. Oder man bricht durch den bestehenden Keller eine Tür durch und baut außen einen Erdkeller dazu. Auf ebenem Gelände gräbt man in die Tiefe und nimmt das Aushubmaterial später zum Überdecken. Ist eine Zufahrt vorhanden, lässt sich ein Bagger einsetzen.

Wichtige Voraussetzungen

Zuerst ist baurechtlich zu klären, ob und unter welchen Voraussetzungen man einen Erdkeller bauen darf. Der Boden muss stets über dem Grundwasserspiegel sein. Eine Drainage sorgt für guten Wasserabzug, ein Zuluftrohr unter dem Boden führt in den Keller und an der gegenüberliegenden Seite oben ist ein Abluftschacht einzuplanen. Durch den Kamineffekt funktioniert die Lüftung selbsttätig. Es kann aber auch nötig werden, einen elektrischen Lüfter mit Zeitschaltuhr einzubauen. Richtiges Lüften verhindert Kondenswasser an der Decke und an den Wänden. Es kommt zu keiner Schimmelbildung und das Gemüse ist länger lagerfähig.

Von der Stange oder individuell

Es gibt verschiedene Modelle von Fertigkellern, die auf ein betoniertes Fundament gehoben werden. Wer große Brunnenringe aneinanderlegt, sollte unbedingt aus statischen Gründen eine Decke darüber betonieren, denn die Ringe würden dem Druck von oben nicht standhalten. Werden die Kellerwände gemauert, betoniert man ein Streifenfundament und stampft als Boden in der Mitte Lehm oder legt Klinkerziegel in Sand. Der Boden und eventuell auch die Wände sollen die Feuchtigkeit transportieren, die im Keller verdunstet und dadurch Kälte erzeugt. Werden Hohlziegel verwendet, isoliert man sie gegen Feuchtigkeit von unten und außen. Spannender ist es jedoch, altes Baumaterial zu verwenden und, zumindest wo sie sichtbar bleiben, mit Steinen zu mauern. Der schräge Abgang oder die Stufen werden gleich mitgemauert. Beim Gewölbe gibt es wieder Fertigteile, die man auf das Mauerwerk heben lassen kann. Weitaus schwieriger ist es, einen Maurer zu finden, der noch Gewölbe mit Klinkerziegeln mauern kann. Vielleicht tut es doch auch eine einfache Betondecke …

Der künstliche Hügel

Was jetzt noch fehlt, ist eine Abdichtung über der Decke. Verschweißte Bitumenbahnen sind hier angesagt, man könnte auch etwas dickere Teichfolie nehmen. Darüber kommt das Aushubmaterial, am besten einen Meter dick. Ist die Deckschicht weniger hoch, sollte sie auf eine Wärmedämmung kommen. Zuletzt wird der Erdhügel bepflanzt. Wo es passt, kann man eine Rodelbahn für die Kinder frei lassen.

 

Willi Frickh, Gartenfachberater und Leiter der Gartenakademie des ÖSV